Bestandsbildner Während des I. Weltkriegs wurde schon im Hinblick auf Ressourcenverknappung und eventuellen Wirtschaftsembargos für die Zeit nach dem Krieg überlegt, wie man sich in Deutschland unabhängig von ausländischer Stahlproduktion und Rohstoffen unabhängig machen konnte. Dieses wurde in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG), sowie im Preußischen Kultusministerium diskutiert, der entscheidende Anstoß erfolgte durch den Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh). Nach den Verhandlungen 1917 beschlossen diese drei Institutionen eine Kooperation. Ziel war es, eine Grundlagenforschung zu schaffen, welche alle Bereiche der Eisengewinnung bis zur Verarbeitung und Produktion umfasste.
Im September 1917 wurde Fritz Wüst zum Direktor des Instituts gewählt. Durch die Einteilung in verschiedene Abteilungsbereiche wuchs das Institut sowohl flächenmäßig als auch in der Anzahl seiner Mitarbeiter, sodass im Oktober 1919 der Umzug des Instituts von Aachen nach Düsseldorbeschlossen wurde. In einer umgebauten Werkstatthalle der Rheinmetall in Düsseldorf nahm das KWI 1920 dort seine Arbeit auf. Seit 1926 wurde in der Rüstungsforschung gearbeitet und ab 1933 arbeitete das KWI in interinstitutionellen Forschungsgruppen zur Ertüchtigung der Luftfahrtrüstung mit. Im November 1935 erfolgte erst, bedingt durch die Weltwirtschaftskrise, die Einweihung des Institutsneubaus in Düsseldorf-Grafenberg mit seinen Laboratorien und Werkstätten. Während des II. Weltkriegs wurde das Institut durch mehrere Bombentreffer stark beschädigt, sodass eine Evakuierung nach Clausthal vollzogen wurde. Nach Kriegsende begann 1946 die Rückverlagerung und der Aufbau des Instituts mit den vom VDEh bereitgestellten Haushaltsgeldern nach Düsseldorf. Im September trat das Institut der neugegründeten Max-Planck-Gesellschaft bei und erhielt 1947 seine Arbeitserlaubnis. 1949 waren alle Abteilungen wieder arbeitsfähig, nur die Erzabteilung wurde nicht wieder reaktiviert. Neue Forschungsbereiche wurden erschlossen, um in der internationalen Forschung bestehen zu können. 1971 erfolgte die Umwandlung des Instituts in eine GmbH mit den Gesellschaftern der Max-Planck-Gesellschaft und dem Verein Deutscher Eisenhüttenleute.
Bestandsgeschichte / Hinweise Die Akten des Bestandes wurden dem Archiv der MPG im Sommer 2020 vom MPI für Eisenforschung in Düsseldorf abgegeben. Der Übergabe ging eine umfangreiche Reinigung des Papiers voraus, da sich dieses zu einem erheblichen Teil im verschmutzten, feuchten und teilweise auch angeschimmelten Zustand befand. Zudem wurden das zumeist in Stehordnern vorgefundene Papier neu verpackt und von auf Dauer schädigenden Metallteilen befreit.
Es handelt sich bei den Unterlagen um einen zusammenhängenden, die KWG- und MPG-Zeit betreffenden Aktenbestand, dessen Hauptüberlieferung etwa den Zeitraum von 1919-1973 umfasst. Ein inhaltlicher Schwerpunkt bilden dabei Forschungsrohdaten und Manuskripte zu einzelnen Arbeiten und Versuchen der Abteilungen des Instituts. Eine Besonderheit des Bestands ist, dass die Akten nach dem Zweiten Weltkrieg oft nahtlos weitergeführt worden sind und so eine Aufteilung der Unterlagen in einen KWI- und in einen MPI-Bestand hier nicht zweckmäßig gewesen wären. So wurden die Akten in ihrem Entstehungszusammenhang belassen und in einem Bestand erschlossen. Zudem gibt es zeitliche und inhaltliche Überschneidungen bei der Weiterführung bzw. Gründung von Abteilungen. Der Bestand enthält 1521 Archivalieneinheiten was einem Umfang von ca. 75 Regalmetern entspricht.
Fotos, technische Zeichnungen/Pläne: Die zahlreich enthaltenen Fotos wurden nur in Einzelfällen entnommen und in die VI. Abt. überführt, sofern es sich um Abbildungen mit Gebäudekontext oder um bezeichnete Maschinen handelte. Abbildungen weiterer Geräte und Versuchsergebnisse etc. wurden in den Akten im Kontext belassen.
Pläne und technische Zeichnungen wurden ebenso überwiegend in den Akten belassen. Allein besondere Überformate wurden in die Karten- und Plansammlung (IV. Abt.) überführt. Die Entnahme von Fotos und Plänen wird in der jeweiligen Verzeichnungseinheit ausgewiesen, sodass der ursprüngliche Zusammenhang erhalten bleibt.
Kassationen: Negative (Aktenzeichen 3-1-01/15): Untersuchungen an gedehnten dünnen Widerstandsdrähten Stoßversuch II, wurden aus bestandserhalterischen Gründen kassiert. Eine Erhaltung war unter Berücksichtigung des Materialzustands unmöglich. Weiter wurden kassiert: großformatige Diagramme und Zahlentabellen sowie Schaubilder etc. zu einzelnen Arbeiten, u. a.: Kurbelwellenuntersuchungen, Werkstattzeichnungen A3, Meßblätter Dauerstandversuche: Az.: 8-2M-51/10; 8-2-51/3/4; 8-2P-51/11; 8-2-51/9.- Überformatige Kurven und Schaubilder zu Mitteilungen aus dem KWI (Az.: 14-2-20).
Vakanzen: Nr. 1156, 1249
Abkürzungen: Arbed: Acieres Reunies de Berbach-Eich Dudlange DVL: Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt DVM: Deutscher Verband für die Materialprüfungen der Technik KWI: Kaiser-Wilhelm-Institut MPA Darmstadt: Staatliche Materialprüfungsanstalt Darmstadt MPIE: Max-Planck-Institut für Eisenforschung RLM.: Reichsluftfahrtministerium SOLLAC: Societe Lorraine de Laminage Continu VDEh: Verein Deutscher Eisenhüttenleute VDI: Verein Deutscher Ingenieure
Korrespondierende Bestände: I. Abt., Rep. 1A Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.- I. Abt., Rep. 16 Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung.- II. Abt., Rep. 1, 62, 63, 66, 67, 69, 70, 71, 81, 83, 102.- IV. Abt., Rep. 1 und 2.- VI. Abt.
MPI-Wiki: Hier sei noch der Hinweis gegeben, dass es über das KWI für Eisenforschung im Nationalsozialismus einen eigens vom Institut beauftragten, sehr umfangreichen Wiki-Beitrag mit vielen Themenbereichen und Kategorien gibt. Ihn erreicht man direkt über die Website des MPI für Eisenforschung. Der Inhalt speist sich in hohem Maße aus den Informationen der hiesigen Originalquellen. Da diese für den Wiki-Beitrag bereits vor der Aktenübernahme ins Archiv ausgewertet worden sind, werden die Akten dort mit den jeweiligen Aktenzeichen zitiert. |